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Pinguinschlaf: Täglich 10.000-mal für wenige Sekunden

Geschrieben von Dr. Frank Frick am . Veröffentlicht in Fauna & Tierwelt.

Tiere schlafen verschieden lang, auf verschiedene Weise, in verschiedenen Rhythmen. Für diese Unterschiede hat die Wissenschaft keine endgültige Erklärung. Dennoch ist klar, dass alle Tiere Schlaf benötigen. Schlaf scheint eine wesentliche Rolle dabei zu spielen, dass das Gehirn im Wachzustand leistungsfähig ist und auf die Reize seiner Umgebung reagieren kann.

Forschende des Neuroscience Research Centre of Lyon, des Korean Polar Research Institute und des Max-Planck-Instituts für biologische Intelligenz haben eine besonders erstaunliche Form des tierischen Schlafs entdeckt. Sie haben die Gehirnaktivität von wild lebenden Zügelpinguinen, die auf King George Island in der Antarktis brüten, mit Hilfe von Datenloggern über einen Zeitraum von elf Tagen aufgezeichnet. Zusätzlich haben sie das Verhalten der Tiere beobachtet.

Das Ergebnis: Beim Brüten nicken Zügelpinguine meist nicht mehr als vier Sekunden am Stück weg. Dennoch bekommen sie durch über 600 solcher Mikroschlafphasen pro Stunde und insgesamt über 10.000 pro Tag auf bis zu 12 Stunden Schlaf. Die Tiere schlafen dabei sowohl abwechselnd mit beiden Gehirnhälften als auch mit dem ganzen Gehirn. Dieses fragmentierte Schlafverhalten äußerte sich im Verhalten der Pinguine durch häufiges Schließen und Öffnen eines oder beider Augen.

PinguinschlafZügelpinguine, die in einer gefährlichen Umgebung nisten, verschaffen sich durch tausendfachen, sekundenlangen Mikroschlaf insgesamt große Mengen an Schlaf. (Bild Paul-Antoine Libourel, Neurowissenschaftliches Forschungszentrum Lyon, Frankreich)

Tierischer Rekord

Die Zügelpinguine sind somit wohl Rekordhalter in Sachen unterbrochenem Schlaf. Trotz ihres ungewöhnlichen Schlafverhaltens sind die Pinguine in der Lage, ihren Nachwuchs erfolgreich aufzuziehen. Dies deutet darauf hin, dass die erholsamen Funktionen des Schlafs auch durch kurze Schlafphasen erreicht werden können. Beim Menschen dagegen ist der Sekundenschlaf berüchtigt, der vor allem bei Schlafmangel auftritt. Er führt häufig zu Unfällen, wenn am Steuer sitzt oder mit Maschinen hantiert.

Das Forscherteam hat auch untersucht, wie das Nisten am Rande der Kolonie den Schlaf der Pinguine beeinflusst. Dort sind die Pinguine braunen Skuas (Raubmöwen) ausgesetzt, werden aber weniger durch Artgenossen gestört als im Zentrum der Kolonie. Überraschenderweise schliefen die Vögel am Rande der Kolonie zehn Prozent mehr und 40 Prozent länger pro Sekundenschlaf-Phase. Offensichtlich stören die Skuas den Schlaf weniger als das geschäftige Treiben und die Aggressionen durch andere Pinguine.

Quelle: Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz